Geschichtswerkstatt Dortmund e.V.

im Café Aufbruch

Hintere Schildstraße 18
44263 Dortmund (Hörde)

http://www.gwdoev.de   – oder in Langform:
http://www.geschichtswerkstatt-dortmund.de



http://www.hexendenkmal.de

Ein Hexendenkmal für Dortmund

Seit 1984 beschäftigt sich die Geschichtswerkstatt Dortmund mit der Aufarbeitung der Hexenverfolgung in Dortmund, die zu Beginn der Neuzeit stattgefunden hat. Seit 1990 gibt es Gespräche mit der Stadt Dortmund zur Errichtung eines Hexendenkmals. Dieses Denkmal soll nicht nur an die als Hexen verfolgten Frauen und Männer erinnern. Es soll auch dazu anregen, daß sich mit der Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen in der heutigen Zeit auseinanderzusetzen.

Die Hexenverfolgung nicht nur in Dortmund stand am Beginn der Neuzeit, als die Gesellschaft sich neu ausrichtete. Die Lehren und Erfahrungen des Mittelalters zählten nichts mehr, statt dessen stand strenge Erziehung, standen Zucht und Ordnung im Mittelpunkt. Die Patrizier im Rat wurden durch die Gewandschneider abgelöst, Dortmund wurde evangelisch, es begann ein bürgerliches Zeitalter mit weniger Festen, dafür umsomehr Verordnungen und Verboten. Als die Generation der ersten Schüler des Dortmunder Gymnasiums in den Rat der Stadt einzog, fanden die ersten Hexenprozesse statt. Unter dem Vorwurf der "Hexerei" wurden Menschen, die anderen nicht passten, grausam gefoltert und umgebracht. Wurden die Urteile von einem weltlichen Richter gefällt (sofern nicht die betreffenden Menschen bereits während der Folter gestorben waren), so stand dem Gericht doch stets ein Berater der reformierten Kirche zur Seite.

Mit der Hexenverfolgung wurde erstmal das Töten von Mitmenschen in großem Stil bürokratisiert. Das Vorgehen bei der Folter war genau beschrieben (inklusive einer Gebührenordnung für das Brechen der Gliedmaßen), die Wasserprobe und das Aufschichten des Scheiterhaufens waren genau festgelegt, waren technisch exakt normiert. In den Verdacht, eine Hexe zu sein, konnte praktisch jeder geraten. Und war ein Mensch erst mal in den Fängen der Hexenverfolgung, so war die Chance auf einen Freispruch gleich Null. So klebt an der Gesellschaft der Neuzeit nicht nur das Blut einiger als Hexen ermordeter Frauen und Männer. Die Hexenverfolgung bedeutet auch die kollektive Einschüchterung ganzer Generationen. Denn jeder einzelne Mensch musste Angst haben, bei dem kleinsten nicht-konformen Verhalten als Hexe gefoltert und ermordet zu werden.

Gefühle und die im Mittelalter noch relativ frei gelebte Sexualität wurden eingedämmt und reglementiert. Die daraus entstandenen Verdrängungen führten zwangläufig bei den meisten Menschen zu verbogenen Persönlichkeiten mit Angst vor freien Gefühlsregungen, die von der Obrigkeit leichter zu beherrschen waren. Anders als im Mittelalter durften Frauen in der angehenden Neuzeit nur noch wenige Berufe ausüben. Ihr vorher etabliertes Selbstbewusstsein wurde gebrochen, Gewalt gegen Frauen und Kinder wurde systematisiert und gerechtfertigt mit angeblichen Kontakten zum Teufel. Das Wissen und das Können der Frauen um Heilpraktiken und natürliche Empfängnisverhütung ging größtenteils verloren und fehlt uns bis heute.

Der Standardort des Hexendenkmals

Da der Folterkeller sich in der Nähe der Reinoldikirche befand und das Gericht dort tagte, soll dort auch das Denkmal stehen. Die überlebensgroßen Frauenfiguren aus Eiche sollen zwischen Reinoldikirche und der U-Bahn-Station um eine dort bestehende Platane herum aufgestellt werden.


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Unterlagen und Materialien

In den über 30 Jahren, in denen die Dortmunder Geschichtswerkstatt sich bereits mit der Hexenverfolgung beschäftigt und für ein Hexendenkmal an einem zentralen Ort in der Innenstadt streitet, sind viel Unterlagen und Schriftverkehr entstanden. Vieles liegt leider nur in Papierform vor, aber ein paar Dokumente haben wir hier doch zum Download zusammengestellt.

Das Hexendenkmal soll als Hexenring, gestaltet aus Holz von dem bekannten Bildhauer Bernd Moenikes erstellt werden. Eine Reihe übergroßer Frauen soll um einen Baum herum gruppiert werden. Von Bernd Moenikes existiert dazu eine Zeichnung und ein einzelner als Muster angefertigter Kopf:

Den Ablauf unserer Aktivitäten zum Hexendenkmal haben wir hier zusammengefasst:

Als Standort bevorzugen wir einen Baum an der Reinoldikirche. Dort besteht der direkte Bezug zur evangelischen Kirche, die den Hexenprozessen beigeordnet war. Die Marienkirche, in der der Rat der Stadt sich zum Gottesdienst traf, steht gegenüber. Der damalige Kuckelke-Mühlenteich, auf dem die Hexenproben stattfanden, befindet sich in Sichtweite.

Zwischenzeitlich war in der Stadt Dortmund ein Standort am Dortmunder U (dem Union-Turm) vorgeschlagen worden. Dieser Standort paßt jedoch weder historisch noch inhaltlich zur Hexenverfolgung. Leider lehnt inzwischen die KIrchengemeinde St. Reinoldi den Standort an der Reinoldikirche ab.

Ein Pressetermin im November 2011 beleuchtet noch mal die Aktivitäten der Geschichtswerkstatt Dortmund zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung und gibt einige Hintergrundinformationen:

Weitere Dokumente belegen unseren zahlreichen Schriftverkehr und unser Vorsprechen in den entsprechenden politischen Gremien der Stadt Dortmund:


Geschichtswerkstatt Dortmund e.V.